Der Zahnarzt: Nicht jedermanns Sache

Der Fachbereich der Kieferorthopädie für Zahnspangen

Als ein wichtiges Teilgebiet der Zahnmedizin beschäftigt sich die Kieferorthopädie für Zahnspangen mit der Erkennung, Verhütung und Behandlung von erblichen oder durch äußere Einflüsse bedingten Zahn- und Kieferfehlstellungen. Die ersten kieferorthopädischen Aufzeichnungen wurden bereits 1836 von Friedrich Christian Kneisel, dem Leibzahnarzt von Carl von Preußen, über den Schiefstand von dessen Zähnen verfasst. Rund 50 Jahre später erschienen dazu die ersten Lehrbücher – Autoren waren neben Norman Kingsley auch der Vater der Kieferorthopädie namens Edward Angle.
Vor jeder kieferorthopädischen Behandlung muss zunächst eine umfassende Diagnostik erfolgen. Diese setzt sich aus einer allgemeinmedizinischen und zahnärztlichen Anamnese der Situation des Patienten zusammen. Darauf aufbauend werden noch eine Funktionsanalyse, klinische Untersuchung und Modellanalyse durchgeführt sowie Röntgenbilder angefertigt. Dadurch kann der Kieferorthopäde die Lagebeziehung zwischen Ober- und Unterkiefer darstellen und die vorliegenden Fehlstellungen in eine entsprechende kieferorthopädische Indikationsgruppe (kurz KIG) einteilen.
Anhand der umfassenden Diagnostik kann auch die Wahl der kieferorthopädischen Apparaturen erfolgen. Die Kieferorthopädie für Zahnspangen bietet hier zahlreiche verschiedene Formen von losen wie auch festen Zahnspangen, die sich in ihrer Form, Ausprägung und Modellierung voneinander unterscheiden. Bei den herausnehmbaren Zahnspangen stehen neben den herkömmlichen Modellen, die aus einem zahnmedizinischen Kunststoff und Metalldrähten bestehen, auch transparente Aligner-Zahnschienen zur Verfügung. Vor allem bei der Behandlung von Erwachsenen wird gerne auf solche unsichtbare, durchsichtige Aligner-Zahnschienen zurückgegriffen. Herausnehmbare Zahnspangen werden dagegen bei Kindern und Jugendlichen eher zur Behandlung von leichteren Fehlstellungen sowie zur Vorbereitung für eine anschließende Behandlung mit einer festsitzenden Zahnspange eingesetzt.
Bei den festsitzenden Zahnspangen kann zunächst zwischen konventionell an der Außenseite der Zähne befindlichen und an der Zahninnenseite befindlichen Modellen unterschieden werden. Bei Letzteren wird auch von der Incognito-Lingualtechnik gesprochen. Diese wiederum kommt gerne bei der Behandlung von erwachsenen Patienten zum Einsatz, die sich eine möglichst unauffällige Behandlung wünschen.
Bei den an der Zahnaußenseite aufgebrachten Zahnspangen wird dagegen zwischen Zahnspangen mit Keramik- oder Metallbrackets unterschieden. Brackets sind bei solchen Zahnspangenmodellen die Verbindung zwischen den Zähnen bzw. Gebiss des Patienten und den Bogendraht der Zahnspange. Über den Bogendraht wiederum werden die Zug- und Druckkräfte auf das Gebiss appliziert. Bei Keramikbrackets kann der Patient von der Verwendung eines durchsichtigen oder zahnfarbenen Grundmaterials profitieren. Diese sind somit kaum auf der Zahnoberfläche sichtbar und fallen daher kaum auf. Sie bieten daher einen optimalen Kompromiss zwischen Ästhetik und erzielbaren Endergebnis.
Mittlerweile bieten sich jedoch auch weitere Optimierungsmöglichkeiten bei der Verwendung von Metallbrackets. So können diese eher flach und klein ausgeführt sein. Diese Mini-Brackets sind daher auch eher dezent und nehmen weniger Zahnfläche in Anspruch, wodurch auch die Zahnreinigung deutlich einfacher ausfällt.
Eine wichtige Behandlungsphase bei der Kieferorthopädie für Zahnspangen ist auch die sogenannte Retentionsphase. Dazu werden dünne Drähte an die Innenseite der Zähne befestig, welche die erreichte Korrektur über einen längeren Zeitraum hinweg stabilisieren und festigen sollen. Dadurch wird eine erneute Verschiebung der Zähne in die unerwünschte Ausgangsposition nachhaltig verhindert.


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